
"An diesem letzten Nachmittag des Jahres war es schon ungewöhnlich früh stockdunkel geworden..."
Jetzt hatten sie in Katthult viel zu tun, denn dort wurde Weihnachten gründlich vorbereitet. Zuerst die große Weihnachtswäsche. Lina und Krösa-Maja knieten auf dem eiskalten Steg am Katthultbach und spülten Wäsche. Lina weinte und hauchte auf ihre Finger, weil sie vor Frost schmerzten. Das große Weihnachtsschwein wurde geschlachtet, und nun, sagte Lina, hatte man selbst kaum noch Platz in der Küche, zwischen all den Fleischwürsten, den Klößen, den Bratwürsten und Leberwürsten, die sich neben Schinken und Sülze und gepökelten Schweinsrippen und ich weiß nicht was noch allem drängten. Dünnbier gehörte auch dazu, wenn Weihnachten war. Das hatte Michels Mama in dem großen Holzbottich im Brauhaus gebraut. Gebacken wurde, daß einem schwindlig werden konnte: Sirupbrot, feines Roggenbrot und Safranbrot und Weizenbrot und Pfefferkuchen und besonders leckere kleine Brezeln und Sahnebaisers, bunte Kekse und Spritzgebäck, ja, aufzählen kann man nicht alles. Kerzen mußte man selbstverständlich auch haben. Michels Mama und Lina brachten fast eine ganze Nacht damit zu, Kerzen zu ziehen, große Kerzen und kleine Kerzen und Baumkerzen, denn nun sollte hier wirklich Weihnachten werden. Alfred und Michel spannten Lukas vor den Holzschlitten und fuhren in den Wald, um einen Weihnachtsbaum zu schlagen, und Michels Papa ging in die Scheune und kramte einige Hafergarben hervor, die er für die Spatzen aufbewahrt hatte. „ Es ist natürlich eine wahnsinnige Verschwendung“, sagte er, „aber wenn Weihnachten ist, sollen es die Spatzen auch einmal gut haben.“ (Astrid Lindgren – Michel muss mehr Männchen machen)
„Literatur […] realisiert sich erst im Kopf des Lesers, durch die Imagination ihrer Stimmen, Töne, Rhythmen, Atembögen und Pausen, ihrer Figuren, Stimmungen, Handlungen und Orte, Farben, Schatten und Tönungen. Man muss sie in sich nachsprechen, nachschreiben, nachdenken. Man muss sie aus sich auftauchen lassen, sie noch einmal für sich formulieren. Was vom Lesen bleibt, das sind individuelle Erinnerungen an konkrete Einzelheiten, Tonlagen, Halbsätze, Verszeilen,Ereignisse, abstrakte Schemen, nicht mehr." (Heike Gfrereis: Nichts als schmutzige Finger. Soll man Literatur ausstellen?)
"Die Winter im Norden sind eine Heimsuchung, eine Strafe, eine Plage. Die Luft ist zäh vor Kälte und macht die Gesichter welk, die Augen tränen, die Nasen fließen und die Haut zerspringt. Die Erde ist dort wie blinkendes Glas und der Wind wie stechende Wespen. Wen es in den Norden verschlägt, der sehnt sich vor schmerzhafter Kälte danach, ins Höllenfeuer einzugehen." (Quazwini, Zwölftes Jahrhundert)
„Der Himmel war aus Zitrone mit Himbeerwasser, es war zum Verrücktwerden. […] Schön war das hier, und man konnte sich auf die Erde setzen und sich vor Freude ins Hemd weinen.“ (Janosch – Cholonek oder Der liebe Gott aus Lehm)
"Man macht sich vielleicht zu viele Gedanken. Andererseits denke ich immer, is das besser, wenn man sich viel denkt, man lebt nicht wie eine Henne blöde vor sich hin. [...] In Schlawienschitz ist einer verrückt geworden vom Überlegen. Alles ist gut und schlecht zusammen. [...] Wenn man sich die ganze Sache richtig überlegt, hat das ganze Überlegen keinen Zweck." (Janosch - Cholonek oder Der Liebe Gott aus Lehm)
"Jeder Mensch sollte eine dunkle Baumkrone vor dem Fenster haben oder ein schwarzes Schieferdach auf der anderen Straßenseite, irgendetwas, auf das er starren kann, um herauszufinden ob es regnet. Wir brauchen ein Grundrecht auf Schwärze. Ich werde mich dafür einsetzen. Die Nacht wurde erfunden, damit wir uns Stück für Stück an die Dunkelheit gewöhnen. Der Schlaf wurde erfunden, damit wir uns Nacht für Nacht an den Tod gewöhnen. Mach das Licht aus. Manchmal ergibt sich aus langen Gedankengängen nichts weiter, als dass Herbst ist." (Juli Zeh - Corpus Delicti)



(Max Klinger nach Arnold Böcklin - Die Toteninsel (Radierung und Aquatinta 1890)
Am Anfang steht ein Anruf. Der Angerufene: Alex Bukowski. Am anderen Ende: Marlene. Die Botschaft: Einladung zum Spaghettiessen. 

(Christian Krohg(1852-1925)- Oda with lamp)
(Animalia Exstinta - Hugo Horita )



Ein Blick ins Vorwort verrät, dass „die Gedichte in diesem tiefsinnigen Bändchen aus dem Nachlaß eines exzentrischen englischen Lords stammen, bei dem ich [der ursprüngliche Herausgeber] 57Jahre lang als Butler gedient habe. Dieser bemerkenswerte Mensch lebte ganz alleine […] in einem verfallenen Schloß nicht weit von Windsor, wo seine Urahnen schon seit 1291 ohne fließendes Wasser existiert haben.“ Das Nachwort der wissenschaftlichen Herausgeber erläutert darüber hinaus, dass „für die Neuausgabe […] die erklärenden Beigaben des Herausgebers unverändert übernommen wurden, jedoch ein Titel gewählt wurde, den die Ergebnisse der inzwischen profilierten textkritischen Forschungen nahe legen. […] In dem Schlüsselbegriff translatio ist […] der Aspekt der Über-Setzung als ein komplexes syntakto-semantisches transnationales Aneignungsverfahren in einem mehrfachen Sinne „aufgehoben“.“
(‘thinking’ by Luís Alves)
(Quelle: ansichtskarten-center.de)
(tableau vivant created by visual artist Adad Hannah)
(The Raft of the Medusa, 1818-19, Théodore Géricault)

(Winslow Homer, The New Novel (1877))
(The Bloody Countess by S. Caruso)
(Illustration v. Edmund Dulac)
(Künstler: Luigi Conconi)