Am Anfang steht ein Anruf. Der Angerufene: Alex Bukowski. Am anderen Ende: Marlene. Die Botschaft: Einladung zum Spaghettiessen.
„Normalerweise nicht schlecht: eine ruft dich an mit einem läppischen Vorwand, du sollst zu ihr kommen, keiner wird da sein, nur du und sie natürlich, und du denkst: Aha, ein Signal.“ Aber bei Marlene ist das anders. Marlene, die so „sauschön ordinär, tief breit und laut“ lachen kann, ruft Alex nur an, wenn sie wieder Liebeskummer hat. Sie will immer nur reden. Aber Alex will eigentlich was ganz anderes (ein neues Wort vermittelte mir das Buch an dieser Stelle: Alex will Marlene nämlich „pudern“). Ob er die Einladung annehmen soll, ist nun die Frage.
Alex ist sich sicher, dass er sich entscheiden könnte, wenn er nur jemanden finden würde, der sich alle seine Sorgen und Gedanken anhört. Alex hat nämlich seit über fünf Wochen nicht mehr richtig geredet. Denn von seinen Gesprächspartnern wird er grundsätzlich nach wenigen Sätzen unterbrochen. Sie alle haben ihm etwas unglaublich Wichtiges zu erzählen. Auf der Suche nach einem Zuhörer zieht Alex nun tagelang erfolglos durch seine Stammkneipen. Man versucht ihn mit einer Nachbarin zu verkuppeln, politisch aufzuklären, zur kritischen Bibellektüre anzuregen und vom kulinarischen Wert von gekochtem Hund mit Salbei zu überzeugen. Er hört zahllose Lebensgeschichten und Ratschläge. Schließlich hört er auf zuzuhören und lauscht nur noch seinen eigenen Gedanken. Einen Zuhörer findet er bis zum Abend der Einladung nicht, aber am Ende steht er vor Marlenes Tür.
Es nicht der unglaublich unkomplexe Plot, der die Freude am Lesen förderte. Es ist auch nicht der kindheitserinnerungslastige Autorenname.
Es sind Sätze wie diese:
„Ich ekele mich […] vor dem Männergeruch hier. Intelligenzler dünsten aus, denn Ausdünstungen entstehen durch psychologische Störungen, durch Ängste, Unsicherheiten, ungelöste Probleme, Probleme erfinden ist aber eine markante Eigenschaft von Intelligenzlern, kurzum, sie stinken.“
Wem das gefallen hat, der hat einen neuen Entspannungslektüreautor für sich entdeckt.
Das gelesene Buch ist übrigens voller Zitatmarkierklebezettelchen. Es könnten also noch weitere Zitate folgen.
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