Mittwoch, 22. Februar 2012

Alptraum

"Man stelle sich nur vor, das wirkliche Leben wäre so wie in unseren Alpträumen. Dann würden uns plötzlich Zähne aus der Nase wachsen, die tote Großmutter würde einem begegnen und mit der Stimme des alten Mathematiklehrers sprechen. Vulkanausbrüche wären an der Tagesordnung, und die eigene Wohnung stünde unter Wasser, in dem Haie aus Ziegelsteinen schwimmen - so sieht es jedenfalls in meinen Träumen gelegentlich aus. Aber so interessant und gefährlich ist das Leben (zum Glück!) nicht. Verglichen mit unseren Alpträumen ist es harmlos und ereignisarm. Es gibt keine Haie in unserem Wohnzimmer" (Walter Moers - Das Labyrinth der träumenden Bücher).

(Bild: Joshua Hoffine)

Mittwoch, 15. Februar 2012

Elternpflichten

"I was an only child and my parents were not comfortable around children. My Father tried his best, putting his hand on my shoulder and pointing various things out to me, but when he had run out of things to point at, he was overcome with a kind of sullen melancholy and left the house to go shooting alone for hours. My mother was of a nervous disposition and seemed unable to relax in my company, leaping to her feet with a small cry whenever I moved, cleaning and polishing everything I touched or sat upon"
(Chris Priestley: Uncle Montague´s Tales of Terror).

(Bildquelle: http://www.library.ethz.ch)

Dienstag, 14. Februar 2012

Geburtstag, Glückstag, schönster Tag im Jahr...


Das Schreckhäschen wird zwei Jahre alt. Der ideale Zeitpunkt, um den ersten Post zu zitieren: "Prologartiges oder der Versuch einer ersten Zweckbestimmung des scheinbar Zwecklosen: Nun versuchen wir die noch ungestellte Frage was dies für ein Ort sei möglichst unkonkret zu beantworten: Ein Ort, der einem idealen digitalen Wohnzimmer gleichen möge. Ein Ort, an dem einem nach einem Tag in der frostigen Realität ein imaginärer heißer Kaffee gereicht wird. Ein Ort, der bald bis zur Decke mit bewusstseinserweiternder Lektüre angefüllt sein wird, die einen darüber hinwegtröstet, dass draußen unerwünschtes Wetter herrscht. Man nehme sich also in Zukunft einen Beitrag aus dem imaginierten Eichenholzregal, setze sich damit an sein geistiges Kaminfeuer und beginne zu lesen."

Ein solcher Ort ist in den letzten zwei Jahren entstanden (...würde ich sagen).

(Bildquelle: www.lindsayliving.com)

Montag, 6. Februar 2012

Gedichts-verhandlung VIII - Paul Celan: Zwiegestalt

ZWIEGESTALT
Laß dein Aug in der Kammer
sein eine Kerze,
den Blick einen Docht,
laß mich blind genug sein,
ihn zu entzünden.

Nein.
Laß anderes sein.

Tritt vor dein Haus,
schirr deinen scheckigen Traum an,
laß seine Hufe reden
zum Schnee, den du fortbliest
vom First meiner Seele.

(Bild: Sarolta Ban)

Freitag, 3. Februar 2012

Collector of the unwanted

"As my uncle jabbed a poker into the fire I took a stroll about the room. It was full of such an amazing array of extraordinary things that no matter how many times I looked round it, I never felt I saw the same thing twice. [...]"As you must realise by now," he continued,"these things around us are - how shall I put it? - possessed of a curious energy. They resonate with the pain and terror they have been associated with. My study has become a repository for such items. I am a collector of the unwanted, Edgar; of the haunted, of the cursed - of the damned."


(Zitat: C. Priestley: Uncle Montague´s tales of terror, Bild: Wunderkammer um 1900)