Donnerstag, 20. Oktober 2011

Gedichts-verhandlung VII - Eugen Roth: Bücher

(Christian Krohg(1852-1925)- Oda with lamp)

Bücher

Ein Mensch, von Büchern hart bedrängt,
an die er lang sein Herz gehängt,
beschließt voll Tatkraft, sich zu wehren,
eh sie kaninchenhaft sich mehren.
Sogleich, aufs äußerste ergrimmt,
er ganze Reihn von Schmökern nimmt
und wirft sie wüst auf einen Haufen,
sie unbarmherzig zu verkaufen.
Der Haufen liegt, so wie er lag
am ersten, zweiten, dritten Tag.
Der Mensch beäugt in ungerührt
und ist dann plötzlich doch verführt,
noch einmal hinzusehen genauer-
Sieh da, der schöne Schopenhauer...
und schlägt ihn auf und liest und liest,
und merkt nicht, wie die Zeit verfließt...
Beschämt hat er nach Mitternacht
ihn auf den alten Platz gebracht.
Dorthin stellt er auch eigenhändig
den Herder, achtundzwanzigbändig.
E.T.A. Hoffmanns Neu-Entdeckung
schützt diesen auch vor Zwangs-Vollstreckung.
Kurzum, ein Schmöker nach dem andern
darf wieder auf die Bretter wandern.
Der Mensch, der so mit halben taten
beinah schon hätt den Geist verraten,
ist nun getröstet und erheitert,
daß die Entrümplung gescheitert.

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