Samstag, 26. Juni 2010

Tanzende Tapire sind mir alltäglich Brot geworden

Ein Hoch auf Eläkeleiset.
Das ist tatsächlich die ideale musikalische Begleitung für stumpfsinnige
Schreibtischtätigkeiten aller Art.

Gut, dass es diese skandinavischen Spielleut gibt
…denn ungezählt sind die Arten und Unterarten der Idioti Tipperensis.
Viel zu viele habe ich schon gesehen.
Manche gestreichelt.
Und einige sogar erfolgreich nachgezüchtet.
Mein Arbeitszimmer ist auf imaginärer Ebene angefüllt mit diesen kleinen tapirartigen Wesen mit dem stumpfsinnigen Blick.

Dank den musikalischen Herren aus Finnland tanzen sie jetzt.
Das ist eine deutliche Verbesserung.

Man fühlt sich schlagartig wie so ein endzeitlicher Antiheld in einem Stück des absurden Theaters – Neuinzeniert und Koreographiert für einen heruntergekommenen Wanderzirkus mit Freakshow... man bedenke die tanzenden Tapirtiere.

„Fräulein O. und die tanzenden Tapirartigen.“ ist auf den verwitterten handgemalten Plakaten zu lesen.

Danach wird man tuscheln:
Die Tapire tanzten und sie tippte einhändig den Rhythmus dazu während sie grazil mit Links (im doppelten Wortsinn) ein gewichtiges Nachschlagewerk wälzte…
bezaubernd anzusehen. Wirklich ganz hinreißend.
Und erst das Kostüm, das sie trug…geradezu unvorstellbar grotesk. Man hatte fast schon Mitleid … aber die Tapire tanzten so schön, da war das Mitleid schnell vergessen. Eine begabte junge Frau, doch gewiss wird sie in naher Zukunft an einer Sehnenscheidenentzündung sterben…in einem dieser Siechenhospitale der Unterschicht.

Ironisch gebrochen ist das arbeitsame Unwohlsein schon fast Kunst…Kleinkunst…
besser Kleinstkunst auf Wanderzirkusniveau…so ein ganz kleiner Wanderzirkus
mit einer tippenden Dompteuse, nem zynischen Pantomimen, drei musikalischen Tapiren, einem zahnlosen Löwen (der Löwenzahn liebt) und einem imaginären Elefanten mit interessanter Hautkrankheit (zum streicheln für die Kinder).

Na, will noch jemand mit dem stationären Wanderzirkus auf geistige Reisen gehen?

Mittwoch, 9. Juni 2010

"Ach, wär ich doch ein Varietesternchen der 20er" oder der talentierte F. Holländer

Manchmal entdeckt man ein Gedicht, das kein Gedicht ist. Das Gedicht ist nämlich ein Lied, obwohl es in einem Gedichtband getrennt von seinen Noten zu finden ist. Grausam, aber leider nicht selten ist eine solche Trennung. Nun findet man im Autorenverzeichnis die nötigen Informationen und plant eine Recherche zwecks Melodiefindung. Was vergessen wird. Jahre später...also vor ein paar Wochen wird dies nachgeholt und verstärkt die bereits vorhandene Begeisterung. Daher ist es nun an der Zeit das Lied und seinen nicht unbedeutenden Erfinder zu würdigen.
... "Stroganoff" von Friedrich Holländer