Mittwoch, 24. August 2011

Zur Feier des 112. Geburtstags von Jorge Luis Borges


Erstmal eine kurze Antwort auf das im Raum schwebende "Wer war das denn?":
Jorge Francisco Isidoro Luis Borges Acevedo (1899-1986) war ein argentinischer Schriftsteller und Bibliothekar. Aus seiner Feder stammt eine Vielzahl phantastischer Erzählungen, Gedichte und Kurzgeschichten. Mit etwa 50 Jahren erblindete er, was ihn jedoch nicht daran hinderte, mit Hilfe von Freunden weiterhin schriftstellerisch tätig zu sein. Mit 56 Jahren wurde Borges schließlich Direktor der argentinischen Nationalbibliothek, was er in seiner Autobiographie wie folgt kommentierte "Gottes glänzende Ironie, mir gleichzeitig achthunderttausend Bücher und Dunkelheit zu schenken."

Das blinde Bibliothekare nicht nur pure Fiktion sind ist schon beeindruckend. Aber was dieser blinde Bibliothekar geschaffen hat, ist noch beeindruckender. Aber lest selbst:

"Als verkündet wurde, daß die Bibliothek alle Bücher umfasse, war der erste Eindruck ein überwältigendes Glücksgefühl. Alle Menschen wußten sich Herren über einen unversehrten und geheimen Schatz. Es gab kein persönliches, kein Weltproblem, dessen beredte Lösung nicht existierte [...]. Das Universum war gerechtfertigt, das Universum bemächtigte sich mit einem Schlag der schrankenlosen Dimensionen der Hoffnung." (Quelle: Jorge Luis Borges - Die Bibliothek von Babel)

Erwartung der Liebe
Nicht die vertraute Nähe deiner Stirn, hell wie ein Fest,
noch die Gewohnheit deines Körpers, wiewohl mysteriös und schweigsam und mädchenhaft,
noch die Abfolge deines Lebens, das zu Wörtern oder Schweigen wird,
werden eine so rätselvolle Gunst sein
wie die Betrachtung deines Schlafs, verflochten
in die Wacht meiner Arme.
Wie durch ein Wunder wieder Jungfrau durch die freisprechende Macht des Schlafes,
ruhig und leuchtend wie ein Glück, das das Gedächtnis erwählt hat,
wirst du mir diesen Saum deines Lebens schenken, den du selbst nicht besitzt.
Der Ruhe hingegeben
werde ich diesen letzten Strand deines Seins von fern erblicken,
und dich zum ersten Mal sehen, vielleicht,
wie Gott dich sehen muß,
aufgehoben die Fiktion der Zeit,
ohne die Liebe, ohne mich.



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