Sonntag, 14. August 2011

Drei Dinge, die sie über Fotoautomaten wissen sollten.


1.) Wahre Begeisterung – Warum die Welt ohne Fotoautomaten ärmer wäre.

These1: Sie sind ein famos preisgünstiges Gruppenvergnügen mit hohem Erinnerungswert. Wer sich schon mal zu viert oder fünft in einen Automaten gequetscht hat, wird wissen was ich meine. Wer auf ein solches Erlebnis noch nicht zurückblicken kann, sollte dies zeitnah ausprobieren (und mir davon berichten).

These2: Sie befriedigen den Dokumentationsdrang des digitalen Zeitalters durch beinahe schon historische Technologie.

These3: Je älter der Fotoautomat desto erfreulicher das Ergebnis.
Denn die meisten Menschen sehen in schwarz-weiß viel besser aus (Bitte nicht blind glauben, sondern ausprobieren.).
Auch der leichte Sepia Ton des Automaten auf dem Rigaer Busbahnhof hat seinen eigenen Charme. Wogegen die Ergebnisse moderner FotoFix-Automaten eigentlich immer unbefriedigend ausfallen. Aber wer es überbelichtet und farbverzerrt mag, wird auch hier glücklich werden.

2.) Der Standort – Hilfe bei der Automatensuche

Bei Photobooth kann der Automatenfreund über die Browse-Funktion „ALL ACTIVE PHOTOBOOTHS BY STATE OR COUNTRY” finden (http://www.photobooth.net/locations/).

Und auch eine Fotoautomaten-Weltkarte (http://www.photobooth.net/locations/map.php) bietet diese famose Seite.

FotoFix bietet eine deutschlandweite Standortsuche nach Postleitzahl (http://www.fotofix-online.de/index.php?option=com_wrapper&Itemid=50). Was relativ kundenfreundlich ist, wenn man schnell minderwertigere Passbilder braucht.

(Sorry Linkfunktion streikt langfristig)

3.) Die Ursprünge – Kleine Geschichte des Fotoautomaten

"Das erste Patent auf einen Fotoautomaten wurde am 9. Januar 1888 von den Herren Pope und Poole aus Baltimore beantragt. Ein Jahr später, am 22. Januar 1889, wurde das US-Patent erteilt. Am 16. Oktober 1888 erhielt ein Erfinder namens Sacco das französische Patent Nr. 193734 auf eine ebensolche Maschine. Am 20. Februar 1889 schließlich erhielten Christel Föge, Joseph Raders und Carl Griese aus Hamburg das Reichspatent 51081 auf ihren „Apparat zur selbstthätigen Herstellung von Photographien“.
Da bisher keine Unterlagen gefunden wurden, die belegen, dass diese frühen Erfindungen bis zur Marktreife gebracht wurden, muss man davon ausgehen, dass der Automat des Erfinders Ernest Enjalbert (franz. Patent Nr. 196451 vom 4. März 1889) der erste funktionsfähige und öffentlich aufgestellte Fotoautomat war. Er wurde vom 6. Mai 1889 an auf der Pariser Weltausstellung vorgeführt.
In der Folge wurden zahlreiche Patente angemeldet. Der erste wirtschaftlich erfolgreiche Automat war der Bosco-Photographieautomat des Erfinders Conrad Bernitt aus Hamburg (Reichspatent 68513 vom 16. Juli 1890).
In dieser Zeit stellten alle Automaten Ferrotypien her (Fotos auf Schwarzblech). Der Deutsche Carl Sasse ließ in England 1896 erstmals einen Automaten für das Negativ-Positiv-Verfahren patentieren. Im Jahr 1900 verbesserten die Deutschen Schultze und Vollmann dieses Verfahren. Die Chemische Fabrik auf Aktien (vormals E. Schering) führte mit einem Patent vom 12. Juli 1900 dann das Prinzip des Bildstreifens in die Automatenfotografie ein.
Ein 1894 in Sibirien geborener Jude, Anatol Marko Josephewitz, der sich seit 1921 Anatol Josepho nannte, wanderte 1923 in die USA ein. Er entwickelte die Idee einer Fotokabine, meldete sie 1925 zum Patent an, baute sie mit geliehenem Geld und stellte einen ersten Prototyp auf dem Broadway auf. Er nannte seine Maschine und seine Firma Photomaton. Das Unternehmen war so erfolgreich, dass Josepho die US-Rechte daran im März 1927 (also noch vor der Patenterteilung) für eine Million Dollar an ein Konsortium von Geschäftsleuten verkaufen konnte.
Den Erfolg von Photomaton erhielt Josepho aber quasi geschenkt. Er hatte eine Kabine konstruiert, die abgesehen von der Vorderseite allseits geschlossen war (also auch mit Deckel). Viele der ersten Photomaton-Kabinen wurden in Kaufhäusern aufgestellt. Damit das Blitzlicht des Automaten nicht allzu sehr den Verkauf störte, brachten die Kaufhausbetreiber Vorhänge an den Vorderseiten der Kabinen an. Diese „Abgeschlossenheit“ bei der Aufnahme brachte Photomaton dann den Erfolg. Später wurden solche Vorhänge integraler Bestandteil aller Fotokabinen."

Quelle: Ernst Massen, Kleine Geschichte der Fotoautomaten - in Photo Antiquaria Nr. 103 (4/2011)

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