Freitag, 1. Juli 2011

Was macht denn der Max da? Er macht Avantgarde-Pop.


Über die Kolumnen des Herrn Goldt wurde an dieser Stelle ja bereits berichtet. Nun soll es um sein musikalisches Erbe gehen.

Beginnen wir also mit ein paar kurzen Hintergrundinfos:
"Foyer des Art"(1981-1995)
Max Goldt (Gesang), Gerd Pasemann(Gitarre)

"1981 nahmen sie eine komplett improvisierte Platte, Die seltsame Sekretärin, unter dem Projektnamen Foyer des Arts auf."

"Foyer des Arts unterschrieben schließlich den – wie sie später erkannten – für sie sehr ungünstigen Vertrag mit der WEA [, die sie als NDW vermarkten wollte]. Dort veröffentlichten sie ihre zweite Platte, Von Bullerbü nach Babylon. Erfolg war ihnen nur mit der zweiten Single Wissenswertes über Erlangen beschieden (Platz 36 der Media-Control-Charts). Als weitere kommerzielle Erfolge auf sich warten ließen, wurde die Band zu für sie äußerst unangenehmen Promo-Auftritten, z. B. in der ZDF-Hitparade, gezwungen, was die Verkäufe allerdings auch nicht zufriedenstellend verbesserte. WEA legte Foyer des Arts schließlich auf Eis, indem sie sich bis 1986 weigerten, weitere Platten zu veröffentlichen, sie andererseits aber auch nicht aus ihrem Vertrag entließen."

Es folgt nun ein gar treffendes Statement zur scheinbaren Publikumsunkompatibilität:
"Foyer des Arts hatte wohl damals wie heute das Problem, daß sie zwar als intellektuelle Pop Avantgardisten bezeichnet und durchaus beachtet wurden, sie konnten jedoch nie eine richtige Zielgruppe ansprechen.
Dazu Max Goldt:
"Irgendwie galten wir zwar als genial oder so was, aber andererseits auch als völlig unverkäuflich. Das größte Problem war sicher die Vielfalt der Stimmungen. Wenn wir nur spaßige Liedchen gemacht hätten, wäre es kommerziell einfach gewesen. Nicht nur kommerziell: Ein lustiges Lied schreibt sich viel leichter als ein ernstes. Ein Humor, der die Komplexität des Lebens außer acht lässt und dem Publikum die Zeit nur mit drolligen Reimen vertreiben will, interessiert mich aber nicht. Oder wir hätten uns ein konsequentes Düster-Image zugelegt, das wäre auch gegangen. Ich finde aber, der Stimmungswechsel gehört zum Leben und daher auch zur Kunst. Daß es durchaus Individuen gibt, die Freude an anderer Leute Eigenständigkeit haben, war niemandem zu vermitteln. Es gab nicht wenig Bewunderung, aber keinerlei Unterstützung. Wir hatten kein Management, keinen Produzenten, keinen Etat, keine Videos, kein gar nichts. Wir hatten nur Mund-Propaganda, aber damit kann man keine Produktionen finanzieren.""

Weiter lesen kann der Interessierte hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Foyer_des_Arts
http://www.ichwillspass.de/ndw/bands/foyerdes.htm

Abschließend noch was von mir:
Das Best-of Album Könnten Bienen fliegen ruht nahezu unbeachtet im Archiv der Amerika Gedenkbibliothek.
Wer das ausleiht bekommt einen guten ersten Einblick und wird sehr schnell herausfinden ob er auf die Mischung aus dadaistisch geistreichen Texten und sparsamem Elektrobeat anspricht.

Eigentlich sind die Lieder wie die Kolumnen: Nachdem man einen Zugang zum ungewöhnlichen Stil gefunden hat fühlt man sich regelmäßig halb ertappt und halb erkannt und zusätzlich reichlich bewußtseinserweitert und ist schließlich glücklich darüber, dass es da draußen Jemanden gibt der die richtigen Worte findet.

Einer meiner Favoriten von der unzugänglicheren Sorte ist dieses Lied:

1 Kommentar: