Sonntag, 24. Juli 2011

Susanna Clarke - Jonathan Strange and Mr. Norrell


Herbst 1806 - Frühling 1817

Theoretische Magie wird in den bürgerlichen Kreisen Englands als eine Buchwissenschaft gepflegt. Man diskutiert in aller Ausführlichkeit die Werke der großen Magier der alten Zeit, doch die naheliegendste Frage wird nie gestellt:
"Why is there no more magic done in England?"

Die Frage kommt schließlich auf. Der letzte praktische Magier wird gefunden, und für verbittert, geizig und rachsüchtig befunden.
Ein junger Lebemann entdeckt, auf der Suche nach einer sinnvollen Lebensaufgabe, durch Zufall seine magischen Fähigkeiten.

Nun hat England zwei praktische Magier. Zwei wie Feuer und Eis (selten plump formuliert, aber passend). Zwei die zu Schüler und Lehrer werden. Zwei die lernen müssen gemeinsam zu arbeiten. Ein Versuch der scheitern muss.

Der Wunsch dem eigenen Land durch Magie zu nutze zu sein steht im Raum. Und im Krieg gegen Napoleon beweisen beide Magier ihre Fähigkeiten. Norrell vom gemütlichen London aus. Strange auf den schlammigen Schlachtfeldern.
Was in der Nacherzählung ins abstruse abzugleiten scheint, ist tatsächlich überzeugendste Alternative History. Nicht nur für Nicht-Historiker.

Darüber hinaus geht es um Hybris, Liebe und unerwarteterweise auch um Rassismus.
Es geht um tatowierte Budenzauberer, die geheime Prophezeiungen mit sich tragen.
Es geht um junge bezaubernde Damen der besseren Gesellschaft, die scheinbar grundlos dem melancholischen Wahn verfallen. Es geht um den "gentleman with thistle-down hair" und sein undurchschaubares Spiel mit seinen Opfern. Es geht um endlose Bälle und um Venedig. Es geht um die ewige Nacht und es geht um die ersehnte Erlösung. Und das auf insgesamt 1006 Seiten.

Ein Buch mit ca. 200 Fußnoten, die in wissenschaftlichster Manier Bezüge zu einer vollständig imaginierten Fachbibliothek der englischen Magie aufbauen.

Ein Buch, dass die Sprache von Dickens und Austen aus halb vergessenen, verstaubten Lesesälen errettet und zu neuem Leben erweckt. Hier der Beweis:
"She was always very ready to smile and, since a smile is the most becoming ornament that any lady can wear, she had been known on occasion to outshine women who were acknowledged beauties in three counties."

Eines meiner Lieblingsbücher...und das seit Jahren. Lest es!!!

Nun wie gewohnt Zitate:

“All of Man’s works, all his cities, all his empires, all his monuments will one day crumble to dust. Even the houses of my own dear readers must – though it be for just one day, one hour – be ruined and become houses where the stones are mortared with moonlight, windowed with starlight and furnished with the dusty wind. It is said in that day, in that hour, our houses will become possessions of the Raven King…”

"Can a magician kill a man by magic?" Lord Wellington asked Strange.
Strange frowned. He seemed to dislike the question. "I suppose a magician might," he admitted, "but a gentleman never could."

"Fairies do not make a strong distinction between the animate and the inanimate. They believe that stones, doors, trees, fire, clouds and so forth all have souls and desires, and are either masculine or feminine. Perhaps this explains the extraordinary sympathy for madness which fairies exhibit."

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