Dienstag, 20. April 2010

Dem Ernst Theodor Amadeus sei ein nie verstummendes Loblied gesungen.

Das mir dieser Phantast einer der Liebsten ist sollte bekannt sein.
Falls nicht habe ich es gerade bekannt gemacht.
Grandios ist sein (von mir leider nur zum Teil gelesenes) Werk.

Goethe fand ihn doof... und ich find Goethe irgendwie doof...
darum is mir der Gespenster-Hoffmann gleich noch sympathischer.

„Dieser Hoffmann ist mir widerwärtig
mit all seinem Geist und Witz von Anfang bis zu Ende“. (Wilhelm Grimm)

...wer so viel Verachtung anzieht, der verdient unser aller Aufmerksamkeit.

...noch ein einprägsames biographisches Element (nachträglich hinzugefügt):

In Bamberg verliebte sich der Vierunddreißigjährige in die dreizehnjährige Gesangsschülerin Julia Mark.

"Noch während seines Umgangs mit ihr begann er, das erotische Begehren zu verdrängen, begann er, Julia zu einem ästhetischen Idol zu verflüchtigen, demgegenüber lediglich eine geistige, in der Kunst manifest werdende Liebe angemessen sei, wohingegen körperlicher Besitz seinen Bildzauber zerstören würde. Die "Liebe des Künstlers", zu der sich Hoffmann durchrang, vergleicht sich mit der höfischen Minne und dem Marienkult. Sie vermag auf die Gegenwart der Geliebten zu verzichten, weil sie die Geliebte nur als inneren Besitz erstrebt. Sie ist keiner Enttäuschung, keiner profanen Erfahrung zugänglich, weil sie sich ihr nicht aussetzt."
(Gerhard Schneider im Nachwort zu E. T. A. Hoffmann. Werke in einem Band. Die Bibliothek deutscher Klassiker, Band 24. Aufbau-Verlag, Berlin / Weimar 1979)

Und nun zum Werk, denn darum gehts ja hier eigentlich.
Den Sandmann kennen ja alle...darum ist mein überzeugendes Abschlusszitat aus dem goldnen Topf:

"Aber nun fühlte ich mich von jähem Schmerz durchbohrt und zerrissen.
»Ach, glücklicher Anselmus, der du die Bürde des alltäglichen Lebens abgeworfen, der du in der Liebe zu der holden Serpentina die Schwingen rüstig rührtest und nun lebst in Wonne und Freude auf deinem Rittergut in Atlantis! - Aber ich Armer! - bald - ja in wenigen Minuten bin ich selbst aus diesem schönen Saal, der noch lange kein Rittergut in Atlantis ist, versetzt in mein Dachstübchen, und die Armseligkeiten des bedürftigen Lebens befangen meinen Sinn, und mein Blick ist von tausend Unheil wie von dickem Nebel umhüllt, daß ich wohl niemals die Lilie schauen werde.« - Da klopfte mir der Archivarius Lindhorst leise auf die Achsel und sprach: »Still, still, Verehrter! Klagen Sie nicht so! - Waren Sie nicht soeben selbst in Atlantis, und haben Sie denn nicht auch dort wenigstens einen artigen Meierhof als poetisches Besitztum Ihres innern Sinns? - Ist denn überhaupt des Anselmus Seligkeit etwas anderes als das Leben in der Poesie, der sich der heilige Einklang aller Wesen als tiefstes Geheimnis der Natur offenbarer?«" (E.T.A.Hoffmann - Der goldne Topf (1814))

gez. H.O. (was offensichtlich ist....ein echt umnachtetes Nachtstück dieser Eintrag)

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