"Bastian hatte dem Löwen die Inschrift auf der Rückseite des Kleinodes gezeigt.
"Was mag das bedeuten?" , fragte er. "TU WAS DU WILLST, das bedeutet doch, dass ich alles tun darf, wozu ich Lust habe, meinst du nicht?"
Graógramáns Gesicht sah plötzlich erschreckend ernst aus und seine Augen begannen zu glühen. "Nein", sagte er mit jener tiefen, grollenden Stimme, "es heißt, dass du deinen Wahren Willen tun sollst. Und nichts ist schwerer."
"Meinen Wahren Willen?", wiederholte Bastian beeindruckt. "Was ist denn das?"
"Es ist dein eigenes tiefstes Geheimnis, das du nicht kennst."
"Wie kann ich es denn herausfinden?"
"Indem du den Weg der Wünsche gehst, von einem zum anderen und bis zum letzten. Der wird dich zu deinem Wahren Willlen führen."
"Das kommt mir eigentlich nicht so schwer vor.", meinte Bastian
"Es ist von allen Wegen der gefählichste.", sagte der Löwe.
"Warum?", fragte Bastian, "ich hab' keine Angst."
"Darum geht es nicht", grollte Graógramán, "er erfordert höchste Wahrhaftigkeit und Aufmerksamkeit, denn auf keinem anderen Weg ist es so leicht, sich endgültig zu verirren."
"Meinst du, weil es vielleicht nicht immer gute Wünsche sind, die man hat?", forschte Bastian.
Der Löwe peitschte mit dem Schweif in den Sand, in dem er lag. Er legte die Ohren an und zog die Nase kraus, seine Augen sprühten Feuer. Bastian duckte sich unwillkürlich, als Graógramán mit einer Stimme, die wiederrum den Boden vibrieren ließ, sagte:
"Was weißt du, was Wünsche sind! Was weißt du, was gut ist!"
Bastian dachte viel in den darauffolgenden Tagen über all das nach, was der Bunte Tod ihm gesagt hatte. Doch manche Dinge kann man nicht durch Nachdenken ergründen, man muss sie erfahren. Und so kam es, dass er erst viel später, nachdem er vieles erlebt hatte, an Graógramán Worte zurückdachte und sie zu verstehen begann."
(Michael Ende - Die unendliche Geschichte)
Es gibt Autoren und Bücher zu denen finde ich immer wieder zurück.
Das Wort "Zurück" passt bei Michael Ende am Besten, wenn man bedenkt, dass er mich seit der Grundschule begleitet. Ich bin das kleine Mädchen, das ganze Passagen aus der Hörspielversion der unendlichen Geschichte rezitieren konnte (und immer noch kann).
Das Wort "Antiquariat" war für mich bereits magisch bevor ich erfahren hatte, welche Schätze es dort zu heben gibt und lange bevor ich begann nach diesen Schätzen zu graben. Denn jedes mal, wenn ich ein Antiquariat betrete (und das mache ich gern und regelmäßig) muß ich an Bastians erste Begegnung mit Karl Konrad Koreander denken.
Bei strömendem Regen ein Antiquariat zu betreten ist unbeschreiblich schön. Ich kann das nur weiterempfehlen.
Doch zurück zum Anfang. Zurück zum "Zurück".
Den Weg der Wünsche gehen auf der Suche nach dem wahren Willen. Die Verantwortung für sein Leben ernst nehmen und übernehmen. Das Nichts überwinden. Phantasien retten.
Ich werde wohl noch eine Weile darüber nachdenken...
also gebe ich an dieser Stelle das "Tu was du willst" an den Leser weiter.
Mittwoch, 28. Juli 2010
Donnerstag, 8. Juli 2010
Das Rauschen vor dem ersten Lied
Es muss einmal gesagt werden:
Mein Leben ohne Plattenspieler wäre ein deutlich ärmeres.
Wem das übertrieben erscheint, dem ist diese Form des zelebrierten Musikgenusses bedauerlicherweise noch fremd.
Versonnen durch den LP-Stapel blättern. Die Platte der Wahl aus der feinen Papierschutzhülle ziehen. Vorsichtig auflegen. Die Nadel an die Stelle der Wahl führen und herabsinken lassen. Ein feinmotorischer Genuss der Extraklasse. Und auch das Rauschen vor dem ersten Stück ist keineswegs zu verachten. Es scheint mir stets als wäre diese Art des Musikgenusses echter. Platten hören gleicht einer Art Zeitreiseurlaub. Alles wird etwas langsamer und sepiafarbener, wenn eine gute Platte läuft. Und der Schall macht den Lauscher ruhig.
Mein Leben ohne Plattenspieler wäre ein deutlich ärmeres.
Wem das übertrieben erscheint, dem ist diese Form des zelebrierten Musikgenusses bedauerlicherweise noch fremd.
Versonnen durch den LP-Stapel blättern. Die Platte der Wahl aus der feinen Papierschutzhülle ziehen. Vorsichtig auflegen. Die Nadel an die Stelle der Wahl führen und herabsinken lassen. Ein feinmotorischer Genuss der Extraklasse. Und auch das Rauschen vor dem ersten Stück ist keineswegs zu verachten. Es scheint mir stets als wäre diese Art des Musikgenusses echter. Platten hören gleicht einer Art Zeitreiseurlaub. Alles wird etwas langsamer und sepiafarbener, wenn eine gute Platte läuft. Und der Schall macht den Lauscher ruhig.
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